Einfach nur wahrnehmen, was ist.
Jetzt – in diesem Augenblick.
Ohne zu bewerten.
Ruhig, offen und freundlich.
Das ist der Kern der Achtsamkeitsübung.
Mit regelmäßiger Übung wächst die Ruhe, Klarheit und die Fähigkeit, mit dem, was ist, hilfreich und heilsam umzugehen.
Hier eine kurze Einführung von Dr. Ulrich Ott, der an der Justus-Liebig Universität in Gießen zum Thema Achtsamkeit forscht (Quelle: MBSR-MBCT-Verband):
Stressbewältigung durch Achtsamkeit (MBSR)
MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) ist ein 8-Wochenprogramm zur Stressbewältigung und Erhöhung der Lebensqualität durch Achtsamkeit, das in den 1970er Jahren von Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn an der Universitätsklinik in Worcester, Massachusetts (USA) entwickelt wurde.
Es ist das am besten wissenschaftlich erforschte Achtsamkeitstraining und findet heute weltweit im Gesundheitsbereich, pädagogischen und sozialen Einrichtungen sowie Unternehmen erfolgreich Anwendung.
MBSR verbindet Meditationen in Ruhe und Bewegung mit Ansätzen aus der Psychologie und Stressforschung. Wichtig ist insbesondere auch das Üben von Achtsamkeit direkt im Alltag, z.B. beim Essen oder Arbeiten. Das Thema Selbstfürsorge nimmt ebenfalls einen großen Raum ein.
MBSR-Kurse eignen sich für Menschen, die
- einen Weg suchen, ihren beruflichen oder privaten Stress besser zu bewältigen,
- an innerer Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsmangel oder Erschöpfung leiden,
- durch körperliche Krankheiten oder psychische Beeinträchtigungen belastet sind,
- aktiv etwas für ihre Gesundheit und Lebensqualität tun möchten.
Ein MBSR-Kurs ersetzt keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung, kann jedoch diese Behandlungen häufig sinnvoll und effektiv ergänzen.
„Die Wirksamkeit für eine ganze Reihe von körperlichen und psychischen Faktoren ist sehr gut untersucht. Meist sinken der Blutdruck und die Erregung des vegetativen Nervensystems. Körper und Geist beruhigen sich. Gleichzeitig nimmt man Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen besser wahr. Die Übenden können wieder Einfluss nehmen auf den eigenen Zustand. Zahlreiche Studien belegen die gesundheitsfördernde, stressreduzierende und die Lebensqualität steigernde Wirkung von MBSR.“ (Quelle: MBSR-MBCT-Verband)
Weitere Informationen zur Forschung und Literaturhinweise erhalten Sie direkt auf der Website des MBSR-MBCT-Verbandes.
Ruhe und (Selbst)Mitgefühl (MBCL)
MBCL (Mindfulness-Based Compassionate Living) ist ein 8-wöchiges Aufbauprogramm (z.B. nach einem MBSR-Kurs). Er besteht aus 8 Einheiten von jeweils 2,5 Stunden und einem Übungstag.
MBCL ist ein achtsamkeitsbasiertes Mitgefühlstraining, das die psychische und physische Gesundheit fördert. MBCL unterstützt darin, eine freundliche und weise Haltung sich selbst und anderen gegenüber zu entwickeln. Spezielle MBCL-Übungen helfen zentrale Aspekte emotionalen Wohlbefindens (z.B. Geborgenheit, Sicherheit, Akzeptanz, Verbundenheit mit sich selbst und anderen) zu erfahren.
Es werden hilfreiche theoretische Grundlagen des Mitgefühlstrainings vermittelt und Möglichkeiten aufgezeigt, um Mitgefühl im Alltag zu verankern. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung eines mitfühlenden Umgangs mit schwierigen Gefühlen und herausfordernden Lebenssituationen. Daher kann MBCL besonders für Menschen unterstützend sein, die z.B. mit Depressionen, Ängsten, Burnout, chronischen Schmerzen, Krankheit, traumatischen Erfahrungen oder ganz einfach mit viel Stress leben.
MBCL wurde 2007 von dem niederländischen Psychiater und Psychotherapeuten Dr. Erik van den Brink und dem Meditationslehrer, ehemaligen buddhistischen Mönch und Psychiatriepfleger Frits Koster entwickelt. Beide sind MBSR-, MBCT- und Interpersonal-Mindfulness-Lehrer und verfügen über langjährige Erfahrung in der Anwendung von Achtsamkeit und Mitgefühl im Gesundheitswesen. Sie wurden u.a. inspiriert von der Arbeit von Christopher Germer, Kristin Neff und Paul Gilbert (den Pionieren der westlichen Mitgefühlspraxis und deren Anwendung im Gesundheitswesen), des Neurowissenschaftlers und Achtsamkeitslehrers Rick Hanson, der Arbeit der amerikanischen Psychologin und Wissenschaftlerin Dr. Barbara Fredrickson sowie der Arbeit der Meditationslehrerin Tara Brach.
Ein MBCL-Kurs ersetzt keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung, kann jedoch eine zusätzliche Unterstützung sein.
Was ist Mitgefühl?
„Mitgefühl“ ist die Fähigkeit, für das Leid in uns selbst und anderen empfindsam zu sein, und ist verbunden mit der Bereitschaft und dem Mut, etwas dagegen zu tun. Wenn wir also von „Mitgefühl“ sprechen, schließen wir damit sowohl „Selbstmitgefühl“, als auch Mitgefühl für all unsere Mitwesen, die Natur und für unsere Erde als Ganzes immer mit ein.
Mitgefühl ist ein Potenzial, das in jedem Menschen vorhanden ist, sich aber aus unterschiedlichen Gründen nicht immer voll entfalten kann. Die Fähigkeit, mitfühlend auf Schmerz und Leiden zu antworten, kann jedoch durch regelmäßiges Üben entwickelt und vertieft werden. Darin liegt das Ziel des MBCL-Mitgefühlstrainings.
Wie wirkt MBCL?
Neueste wissenschaftliche Studien legen nahe, dass die Entwicklung von Mitgefühl – vor allem mit uns selbst – einer der Schlüsselfaktoren für seelische Gesundheit ist. Durch praktische Übungen lässt sich diese uns allen innewohnende menschliche Fähigkeit entwickeln und vertiefen. Darüber hinaus kann MBCL die Fähigkeiten zur Stressbewältigung und Rückfallprophylaxe vertiefen und stärken, die im MBSR- und MBCT-Kurs erworben wurden.
(Quelle: Institut für Achtsamkeit)
In Deutschland ist die offizielle MBCL-Vertretung beim Institut für Achtsamkeit, Dr. Linda Lehrhaupt, beheimatet. Das Institut gehört zu den größten Weiterbildungsinstituten für achtsamkeitsbasierte Verfahren weltweit.